Hallo – alle miteinander!
Ich bin Easter. Urprünglich stamme ich aus Kenia – und mittlerweile bin ich stolze Österreicherin.
Meine Plattform „GLEICHAnders“ werde ich nutzen, um über verschiedene Themen zu berichten – über meinen anfänglich erlebten Kulturschock, wie tief Vorurteile in Menschen verankert sind, meine persönlichen Erfahrungen mit erlebtem Rassismus, warum so viele gemischte Beziehungen scheitern, über die Erziehung von Kindern die mehrere Kulturen in sich tragen und auch – wie ich glaube, dass Integration besser gelingen kann.
So sehr ich Österreich heute schätze – meine Ankunft im Jahr 2006 war in erster Linie einmal mit einem Kulturschock verbunden.
Rasch wurde mir klar „Ich muss die Sprache dieses Landes lernen!“ – sonst würde ich die Menschen in diesem Land niemals verstehen können. Der Wunsch, mich mit Menschen unterhalten zu wollen, war groß. Der Anfang war sehr schwierig – aber nach sechs Monaten war mein Deutsch fast perfekt. Ich war überrascht darüber, wie schnell ich lernte – obwohl ich feststellen musste, dass Deutsch keine leichte Sprache ist. Einmal die Sprache gelernt und durch meine offene Art war es mir rasch möglich, einen Freundeskreis aufzubauen.
Während meiner Zeit in Österreich habe ich viele Zuwanderer kennengelernt, die schon die längste Zeit in Österreich leben und trotzdem kaum Deutsch sprechen.
Sollte ich deshalb unbegrenztes Verständnis für diese Menschen haben?
Nein – meine Einstellung zur Sache erlaubt dies nicht. Was sie verpassen, ist unbeschreiblich.
Viele jammern zwar, wie schwierig das Leben hier wäre und wie unfreundlich die Österreicher sich verhielten. Dass das Leben hier auch schwierige Seiten hat, ist unbestritten. Wie sollte es auch anders sein, wenn man Sprache und Kultur der Menschen nicht versteht – oder sollte ich sagen „nicht verstehen will“?
Ich habe diese Gruppe von Menschen gefragt, wieso sie denn hier leben wollen, wo doch das Leben hier so „schlecht“ wäre? Eine Antwort auf diese Frage habe ich nie erhalten.
Schlechte Menschen gibt es überall – genauso wie im extremen Fall Rassisten. Und jeder hat Vorurteile, negative und positive bzw. gesunde und ungesunde.
Wäre es nicht angebracht, über die österreichische Kultur nachzudenken und deren Werte und Menschen zu respektieren, bevor man negativ über das Land urteilt?
Das bedeutet nicht, die mitgebrachte Kultur zu verleugnen zu müssen. Ich für mich stelle fest „Meine alte Kultur wird immer ein Teil von mir bleiben. Dazu ist sie zu tief in mir verankert.
Zwei Kulturen zu leben, stellt keinen Widerspruch dar“. Einer neuen Kultur zu adoptieren bedeutet nicht, die alte aufgeben zu müssen. Ich erkenne nur Vorteile.
Als Voraussetzung für ein „Miteinander“ sehe ich vor allem die Bereitschaft, einen aktiven Beitrag leisten zu wollen – nicht also ausschließlich den Nutzen aus der neuen Kultur zu ziehen, sondern auch etwas (zurück) geben zu wollen – ganz im Sinne einer gelebten Zwei-Wege-Kommunikation.
Eine aufgeschlossene Geisteshaltung fördert letztendlich den Respekt. Dies gilt für alle Seiten.
Leider haben wir Menschen verlernt, miteinander zu reden. Nelson Mandela hat dazu aber einmal angemerkt „Was man verlernt hat, kann wieder gelernt werden.“ Das sollte Anreiz genug sein zu handeln.
Jeder Mensch hat Angst vor Fremdem. Diese Angst kann nur überwunden werden, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, Neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein.
Hat es jemals jemandem geschadet, einem Fremden ein Lächeln zu schenken? Ich selbst spiele oft mit meinem Gegenüber, wenn ich merke, dass er unsicher ist – etwa wenn ich im Zug unterwegs bin. Stelle ich fest, dass jemand verunsichert ist, lächle ich ihn einfach an – und schon kommt ein Lächeln zurück.
„Du bekommst zurück, was Du ausstrahlst“ heißt es völlig richtig.
Ganz nebenbei ist Lächeln eine tolle Technik, um die Gesichtsmuskulatur zu trainieren. So bleibt man gesund und wirkt jünger 😉
An alle Österreicher …
Gebt uns die Chance, Euch näher kennenzulernen. Seid freundlich und kommt „uns Anderen“ vertrauensvoll entgegen. Habt bitte Verständnis – für uns, die wir Zeit brauchen, um uns auf Euch einzustellen. So helft ihr uns, den meist unvermeidlichen Kulturschock leichter zu verarbeiten und uns bei Euch einzuleben.
An alle Neuankömmlinge, die gerne bleiben wollen …
Lernt die Sprache Eurer neuen Heimat, respektiert die Menschen die hier leben und respektiert die Kultur und die Werte dieses wunderbaren Landes – denn nur durch gegenseitiges Respekt können wir voneinander lernen und friedlich miteinander leben.
Keine Kultur ist besser als die andere – Kulturen sind bloß unterschiedlich. Eine andere Kultur kennenzulernen ist eine große Bereicherung. Was gibt es schöneres, als neue Menschen kennenzulernen? Eine neue Sprache zu lernen, ist zwar anstrengend – aber sie bringt ausschließlich Vorteile.
Mögen wir mehr miteinander reden!
Genießt die Woche, tankt die Sonne und seid Euch freundlich gesinnt.
Ich werde bald über meinen Kulturschock in Europa schreiben.
Bleibt dran!
Eure Easter.