Integration funktioniert nicht!

Andreas Sator

Integration funktioniert nicht, sagt die Journalistin Melisa Erkurt. Sie hat mit den Gastarbeitern nicht funktioniert und sie funktioniert auch heute nicht. Was zu tun ist, ist aber relativ klar. 

Eine Zusammenfassung von Ali Malohdji, den ich sehr schätze und respektiere.

15 Vorschläge, wie wir Integration endlich hinkriegen:

1. Überschwemmen wir die Schulen mit SozialarbeiterInnen. Vor allem mit solchen, die selbst irgendwann einmal zugewandert sind. Es braucht auch mehr LehrerInnen, die Migrationshintergrund haben. Dringend.

2. Der Bildungsbereich ist wahnsinnig wichtig. Fangen wir also früh an. Schicken wir unsere PädagogInnenen für die Kindergärten doch besser auf die Uni, um sie auszubilden.

3. Der Schlüssel für Integration ist eine gemeinsame Ganztagesschule. SchülerInnen verbringen mehr Zeit miteinander, die Kinder der AkademikerInnen kommen nicht mit 10 ins Gymnasium. Denn: Tiefe Freundschaften entstehen erst im Teenager-Alter. So leben wir besser zusammen.

4. Bringen wir die Ausbildung für LehrerInnen ins 21. Jahrhundert. Melisa hat selbst Lehramt studiert. Im ganzen Studium hatte sie 2 Vorlesungen, in denen es um den Umgang mit Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache ging. Das Thema Integration kommt in der Ausbildung kaum vor.

5. Aber nicht nur in Schule und Kindergarten können wir ansetzen. Lassen wir MigrantInnen wissen, dass sie dazugehören, dass sie Teil dieses Landes sind. Und sagen wir denen, die schon seit 30, 40 oder 50 Jahren da sind, einmal Danke. Für das, was sie hier leisten.

6. Es gibt in Wien Leute, die haben noch nie einen Türken besser kennengelernt. Wenn’s gut geht vielleicht den Kebabverkäufer. Gleichzeitig gibt es viele Migranten, die keine Österreicherinnen kennen, obwohl sie hier geboren sind. Da liegt der Schlüssel für bessere Integration!

7. Was können die Ur-ÖsterreicherInnen tun? Raus aus der Komfortzone. Nicht immer in die klassischen Hipster-Cafés (ja, genau, du, Twitter-User!), sondern mal in ein neues Grätzel. Vielleicht ein Kaffeehaus in Favoriten suchen, in das du ab und zu schaust.

8. Noch ein guter Punkt: Wir reisen mit dem Rucksack drei Monate durch Kambodscha um neue Kulturen kennenzulernen. Zurück in Österreich geht es wieder in unsere Bubble. Hinterfragen wir mal bewusst, warum wir eigentlich nie mit Leuten zu tun haben, die anders sind als wir.

9. Das ist jetzt ausnahmsweise mein Punkt, und nicht von Melisa: Jede *einzelne* Redaktion in Österreich darf sich bitte auch fragen, warum dort de facto niemand sitzt, der selbst zugewandert ist. Das ist eine Katastrophe.

10. Zurück zu dem, was Melisa rät. Ein weiterer Vorschlag: Vielleicht mal in der Freizeit in den tschetschenischen Boxverein gehen. Oder den Urlaub statt in Südostasien in Bosnien machen. So kommt man in Wien dann nachher vielleicht auch mal mit dem Nachbarn ins Gespräch.

11. Jetzt zu denen, die neu da sind. Reden wir bitte wieder anders über Flüchtlinge! Wir vergessen in der politisch aufgeheizten Debatte, wer da eigentlich kommt: Fast alle haben schlimme Sachen erlebt. Das erste, was wir ihnen sagen, sollte nicht sein: ab in den Wertekurs.

12. Natürlich kann Integration gelingen. Die erfolgreichen Geschichten erzählen sie meist ähnlich: Eine Bezugperson aus dem neuen Land, die sie an der Hand nimmt, so lernt man die Kultur kennen, Deutsch, hat ein Netzwerk für Job oder Schule. Alleine wird es kaum jemand schaffen.

13. Wer von euch Kinder hat, gebt darauf acht, dass ihr sie in Schulen gebt, die Österreichs Bevölkerung halbwegs abbilden. Nicht abschirmen. Es muss keine Brennpunktschule sein, es gibt auch Bobo-Schulen, die darauf achten.

14. Was lernen wir (meine Einordnung): Perfekt wird es nie laufen, Melisa und mir ist im Podcast kein einziges Land eingefallen, dass viele EinwanderInnen hat und keine Probleme. Das ist aber okay. Ich habe ja auch mit so manchem Österreicher meine Probleme. Besser geht’s aber!

15. Auch wenn unsere Regierung nicht sehr bemüht ist, damit Integration funktioniert, können wir alle etwas tun. Nehmen wir die Leute an der Hand, öffnen wir unsere Augen, fördern wir MigrantInnen, wenn wir Einfluss haben. Ja, alle müssen mitmachen, aber es liegt auch an uns 🙂

Easter´s Gedanken

Damit Integration besser gelingt, ist es nicht die alleinige Aufgabe der Aufnahmegesellschaft. Meiner Meinung nach müssen wir, die Migranten sogar den Großteil der Verantwortung übernehmen. Wer in einem anderen Land bleiben und in Friede leben möchte, muss sich anpassen, nicht umgekehrt.

Was können wir, die Migranten tun, damit Integration besser gelingt? Ich finde, dieser Punkt soll ganz oben auf der Liste stehen.

Natürlich hat die Regierung in puncto Migration und Integration einiges falsch gemacht. Neuerlich treffe ich eine Mutter am Spielplatz, die fast zwanzig Jahre in Österreich lebt, einen österreichischen Pass besitzt und kaum Deutsch spricht. Das Kind musste übersetzten. Wer hat da versagt? Wie bekam die Dame den österreichischen Pass?

Wir können nicht nur Forderungen stellen, sondern auch was zurück geben, wenn wir die Chance bekommen. Viele von uns wissen, wie schwierig es ist, für Migranten mit sichtbarem Migrationshintergrund in Österreich eine Chance zu bekommen, sei es in der Arbeitswelt oder sonst woanders. Gib nicht auf, macht das, was du immer machen wolltest und sei verdammt gut drin. „There is always something you can do and be good at it – Stephen Hawking.“

Einen Wertekurs finde ich gar keine schlechte Idee. Meiner Meinung nach fehlt eine ausführliche Initialeaufklärung für Migranten. Wir kommen hier und wissen nicht, was erlaubt ist und was nicht. Viele wundern sich, wenn sie Frauen mit kurzen Röcken herumlaufen sehen. Keiner hat denen gesagt, dass hier Frauen und Männer gleiche Rechte haben!

Alle Migranten, die hier kommen, sollen gleich beim Ankommen, aufgeklärt werden, was ihnen in diesem Land erwartet, seine Gesetze und Werte. Am Flughafen oder bei der Grenze hat man noch die Chance umkehren zu können, falls die Gesetze seine Kultur nicht entsprechen. Die Aufnahmegesellschaft hat dieses Land mit Fleiß und Schweiß aufgebaut – dies verdient eine Anerkennung.

Seien wir doch ehrlich; wieso soll ich Deutsch lernen, wenn in allen Behörden, die Formulare in fast allen Sprachen vorhanden sind? In meinem Land gibt es Formulare in zwei Sprachen, Suaheli und Englisch. Wer die zwei Sprachen nicht kann, hat ein Problem. Ich finde uns wird es zu leicht gemacht, dann später gejammert, wie faul wir sind.

An Migranten:

Lernt einfach Deutsch und der Weg wird leichter. Eine neue Sprache zu lernen ist eine große Bereicherung. Deine Kultur ist ein Teil von dir, sie wirst du niemals verlieren, indem du eine andere kennenlernst.

Ja, der Bildungsbereich ist wichtig. Schicken wir unsere Kinder gleich im Kindergartenalter in die Kindergärten. Nicht nur in dem Pflichtjahr. Meine Erfahrung mit den Kindergarten Pädagoginnen war sehr gut. Sie sind super ausgebildet und kompetent.

Das Pflichtjahr sollte verlängert werden, ein Jahr ist zu wenig.

Seien wir ein Beispiel für unsere Kinder. Gehen wir auch ab und zu mit unseren Kindern in die traditionellen Gasthäuser am Land, oder besuchen wir die zahlreichen österreichischen Feste.

Gemeinsame Ganztagsschule klingt gut, ist aber nicht der Schlüssel zu besseren Integration. Erziehung beginnt Zuhause. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu erziehen. Die Lehrer sind da, um das Wissen weiterzugeben.

Zuhause ab und zu Deutsch sprechen, schadet nicht, oder den Kindern ein deutsches Buch vorlesen, bringt auch viel.

Ich bewege mich nicht nur in meinem Kulturkreis, sondern versuche auch mich mit den Einheimischen Kontakt aufzunehmen.

Sei offen neues kennen zu lernen und vieles auszuprobieren. Wer nicht probiert, hat schon verloren.

Habt Geduld mit euch, aber auch mit den Einheimischen. Jeder hat Angst vor dem Fremden. Außerdem wurde Rom nicht an einem Tag gebaut.

Respektiert die Menschen hier, ihre Kultur und Werte. Schenkt Liebe und positive Energie und ihr werdet dasselbe zurück bekommen. Ladet auch ab und zu die Einheimische zu euch nach Hause, überrasche sie mit einem traditionellen österreichischen Gericht! Wieso nicht? Oder ein Gericht aus deinem Heimatland? Viele meiner österreichischen Freunde lieben meine kenianischen Gerichte.

Versucht mit den Einheimischen Kontakt aufzunehmen, macht Freundschaften mit ihnen. Geben wir auch was zurück und uns bedanken für die nette Aufnahme.

Rassismus

Ich habe einen Eindruck, dass seit dem Flüchtlingsstrom Rassismus, Hass gegen Ausländer und Fremdenfeindlichkeit gestiegen sind. Rassismus ist immer da gewesen, aber jetzt haben die Rassisten einen Grund anderen öffentlich zu beleidigen und erniedrigen.

Eine Freundin von mir wurde vor kurzem mit einer Flasche im Supermarkt attackiert und rassistisch beschimpft. Sie lebt hier seit Jahren, arbeitet fleißig und zahlt brav Steuer. Wir Migranten mit sichtbarem Migrationshintergrund sind jeden Tag mit Rassismus konfrontiert. Ich verurteile jegliche Art von Gewalt und Rassismus.

Mögen wir einfach freundlich miteinander umgehen. Ja, es gibt Ausländer, die voll integriert sind und wir verurteilen Rassismus. Rassismus ist nicht zu entschuldigen. Alle Migranten in eine Schublade zu stecken hilft auch nichts.

An die Menschen – sei es Österreicher oder Ausländer, die sich groß fühlen, indem sie die anderen beleidigen und erniedrigen, schämt euch! Ich wünsche euch nicht irgendwann vor Krieg, Verfolgung, Hunger usw fliehen zu müssen. Nur ein Mensch mit wenig Selbstbewusstsein hat es nötig, anderen klein zu machen.

Das nächste Mal, wenn du jemanden rassistisch beleidigen willst, sei im Klaren, was für ein kleiner armer Mensch du bist, der sehr wenig Selbstbewusstsein hat. Anders kann ich dieses Verhalten nicht erklären.

 

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Bis bald!

Eure Easter.

 

 

Autor: GLEICHAnders

Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann Ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil. Nelson Mandela

4 Kommentare zu „Integration funktioniert nicht!“

  1. Mir gefällt dein Text viel besser als die 15 Vorschläge. Ich kritisiere also nicht dich sondern die Person, die diese Vorschläge geschrieben hat. Diese Vorschläge werden mit einem erhobenen Zeigefinger von einer angeblich moralisch höheren Position aus gemacht : tut dies, tut das, fahrt dort hin und nicht dort, dann werdet ihr vielleicht endlich…… usw. ich finde den Ton unmöglich !
    Punkt Nr, 3 verstehe ich nicht: „die Kinder der AkademikerInnen kommen nicht mit 10 ins Gymnasium. WARUM NICHT ? Denn: Tiefe Freundschaften entstehen erst im Teenager-Alter. DAS STIMMT NICHT So leben wir besser zusammen. Mit jemandem, der/die so einen arroganten Ton anschlägt, ist das bessere Zusammenleben aber nicht wahrscheinlich.

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    1. Du hast vollkommen Recht! Ich war genauso wegen der Vorschlägen verärgert.
      Stell dir vor, ich komme in dein Haus und fange an, dir zu sagen, was du alles falsch machst und, wie du Dingen besser machen sollst, um es mir Recht zu machen. Ich bin mir sicher am dritten Tag schmeißt du mich raus!
      Als Gast MUSS man die Regeln folgen und respektieren. Punkt!

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  2. Auch mir gefallen deine Gedanken weit besser. Migranten müssen die Hauptleistung erbringen. Selbstverständlich kann ich als Deutsche in Griechenland nicht erwarten, dass hier alleBehördenakte in meiner Sprache vorhanden sind. Ich muss schon Griechisch lernen, um normal leben zu können. Auch stimmt es nicht, dass an den Unis nichts für Menschen mit Migrationshintergrund angeboten wird. Ich persönlich hatte jahrelang einen Lehrauftrag zu „bikultureller Sozialisation“ am pädagogischen Institut der Uni Frankfurt (1975-1981). Das war ein Teil der Lehrerausbildung. Denn damals wurden sehr viele Gastarbeiterkinder aus südeuropäischen Ländern, aus Jugoslawien und der Türkei eingeschult. Das Thema gibt es ja nicht erst seit gestern.
    Und noch was: am wenigsten erfreut über Neuzuzüge von Fremden sind die alteingesessenen ehemaligen Migranten. „Ach, war es noch schön hier, bevor all die Ausländer kamen!“ beklagte sich mein griechischer Nachbar, der seit 20 Jahre in Frankfurt lebte. Das war 1978.

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    1. Ach Gerda, ich liebe deine Denkweise und es ist immer wieder schön von dir zu lesen.
      Auf der Uni Wien kann man sogar Afrikanistik studieren. Viele suchen nur Ausreden, damit sie für ihr Versagen nicht zur Verantwortung gezogen werden. Wenn man will, kann man alles!

      Viele liebe Grüße,
      Easter.

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