Für eine schwarze im Dirndl schaust du eh gut aus…..

“Wenn Du schnell gehen willst, geh‘ alleine. Wenn Du weit kommen willst, geh‘ gemeinsam – ein afrikanisches Sprichwort.

Hallo – alle miteinander,

vor kurzem habe ich einen Artikel über ein schwarzes Mädchen im Dirndl gelesen. Sie wurde deswegen auf einem Fest in Österreich rassistisch beleidigt. Bezüglich der Beleidigungen war ich jedoch nicht recht erstaunt, denn ich hatte fast dieselben Erfahrungen mit Dirndl in Österreich gemacht. Ich brauchte lange bis ich mich wieder traute mit einem Dirndl auszugehen.

Mittlerweile bin ich an den Rassismus gewöhnt, ist traurig aber wahr. Sonst macht man sich das Leben unnötig schwer. Ob blöde Kommentare gemacht werden, oder ich böse mit einem Dirndl angeschaut werde, stört mich nicht mehr. Ich finde mich sehr schön mit einem Dirndl und das ist mir wichtig.

Der blödeste Kommentar bis jetzt war „für eine Schwarze im Dirndl schaust du eh gut aus“! Das war bei einem Heurigenbesuch in Waldviertel. Ich habe mich einfach zu ihm hingesetzt und habe versucht herauszufinden, wieso ein Mensch so dumm sein kann. Er war zu geschockt, dass ich überhaupt Deutsch konnte, er brachte kein Wort heraus. Nachher kam er zu mir und entschuldigte sich, leider war er zu diesem Zeitpunkt voll betrunken.

Was macht diese Gesellschaft mit ein paar Leuten, dass sie sich nüchtern nicht entschuldigen können?

Einmal als meine Mama zu Besuch in Österreich war, nahm ich sie zu einem Fest. Sie war sehr erstaunt, dass keiner auf der Tanzfläche war, obwohl gute Musik lief. Nach ein paar Stunden kamen dann die ersten Tänzer, natürlich betrunken. Sie fand es sehr schade, dass der Spaß erst nach dem Alkohol begann. Sie meinte „tanzen sollte man nüchtern“. Na ja, andere Länder andere Sitten.

Viele Österreicher sind mit Rassismus nicht direkt betroffen. Die Kommentare wie „es wird schon wieder“, oder „lass dich nicht von den Idioten unterkriegen“ bringen meistens sehr wenig. Es wird nicht wieder, denn Rassismus verletzt und es macht was mit einem, außer du bist sehr stark. Und leider gibt es mittlerweile sehr viele Idioten.

Bitte redet mit uns darüber, fragt uns, wie wir uns fühlen, wenn wir rassistisch beleidigt werden – nur so könnt ihr verstehen, was in uns vorgeht. Übrigens, viele von uns wollen über ihre Erfahrungen mit Rassismus weitererzählen. Ich glaube, wir hoffen dadurch mehr Bewusstsein zu schaffen.

Wir erleben Rassismus fast jeden Tag und uns nicht unterkriegen zu lassen, grenzt fast an ein Wunder. Ich las super Kommentare auf Facebook, die die junge Frau entmutigen sollten, ist  auch gut. Aber, bitte das nächste Mal, wenn jemanden rassistisch beleidigt wird und du bist dabei, tue was. Nicht nur schreiben, wie schrecklich die Menschen sich benehmen, sondern auch handeln.

Ich habe im Internet über das Thema Rassismus recherchiert. In der Bibliothek war ich auch und las ein paar Artikeln über dieses Thema. Was mir auffiel, viele dieser Artikel und Definitionen wurden von Weißen geschrieben. Wie kann man was erklären, wenn man es noch nie erlebt hat? Es wird Zeit, dass die Minderheiten, die täglich Rassismus erleben, ihn auch definieren. Stehen wir auf und erzählen wir, was Rassismus ist, wie wir ihn erleben und was er mit uns macht.

Meine Frage an euch Österreicher; was wollt ihr eigentlich von uns? Versuchen wir uns zu integrieren, sogar die Kultur anzunehmen, werden wir beleidigt. Sind wir nicht integriert, werden wir auch beleidigt. Es ist verdammt schwer sich zu integrieren, wenn einem das Leben so schwer gemacht wird.

Jedes Land braucht Ausländer, ob man es will oder nicht. Die Welt ist sehr klein geworden und wir sind irgendwie miteinander verbunden.

Ich liebe das Dirndl. Meine Tochter hat auch eines, mein Sohn hat eine Lederhose. Wenn wir Lust haben, gehen wir auch raus damit, zwar mit Stolz. Die blöde Kommentare und die böse Blicke sind uns eigentlich so was von egal, irgendwann ist man immun dagegen. Dagegen kann ich sowieso  nichts machen, sonst würde ich mich nur ärgern. Das Leben ist so schön um mich über anderen, Gedanken zu machen. Solange meine Kinder und ich nicht physisch attackiert werden, ist alles gut.

Um dem Rassismus entgegenzuwirken muss dieser mal aus den Köpfen verschwinden und das wird noch viele Generationen dauern. Wir müssen erst mit unseren Kindern anfangen. Ihnen lerhren, wie sie mit Herzen handeln können. Die heutige Gesellschaft konzentriert sich zu viel an materielle Werte.

Meiner Meinung nach, finde ich, dass  Toleranz, Liebe, Hilfsbereitschaft, Gerechtigkeit, Vergebung, Frieden, und Menschlichkeit, Zusammengehörigkeit, Mitgefühl, Achtsamkeit, viel wichtiger, als die Noten sind. Ich finde diese Werten sollen sogar in Schulen gelehrt werden. Was bringt es den Kindern, wenn wir ihnen von klein auf sagen, wie viel sie mal erben werden? Oder wenn uns die Noten wichtiger sind, als die innere Werte?

Unsere Kinder sollen durch uns lernen, dass Konflikte nicht durch Gewalt zu lösen sind, sondern durch das Reden und Kompromissbereitschaft. Sie sind die Zukunft und mit ihnen zusammen, können wir eine bessere Zukunft gestalten.

Ich kenne viele wunderbare Österreicher und alle in einen Topf zu werfen, gefällt mir überhaupt nicht. Jedoch möchte ich die Österreicher bitten, uns entgegen zu kommen. Ich weiß, es sind schwere Zeiten. Man liest viel negatives über Flüchtlinge und Ausländer. Jemanden ein Lächeln zu schenken, schadet nicht. Ein freundliches Hallo zu sagen, tut gut. Was mir fehlt, ist die Solidarität. Bitte erhebe eure Stimmen, wenn einem ein Unrecht geschieht. Es tut gut.

Einmal bin ich im Supermarkt rassistisch beleidigt worden und keiner sagte was. Kein Wort! Eine Dame ging einfach bei mir vorbei und stellte sich vor mir. Als ich sie fragte, was das sollte, sagte sie „du bist zu schwarz, ich habe dich nicht gesehen“! Alle die hinter mir standen, sagten gar nichts. Ich stand da mit zwei kleinen Kindern und verstand die Welt nicht mehr. Ich sagte ihr ganz ruhig „jetzt hast du mich gesehen, geh sofort zurück“.

Ich lasse mir nicht alles gefallen und meinen Kindern möchte ich auch beibringen, dass sie sich laut wehren sollen, wenn ihnen ein Unrecht geschieht – auch wie sie sich ohne Gewalt wehren können. Die Dame merkte, dass mit mir nicht zu spaßen war und stellte sich hinter mich. Nur von den anderen, die nichts sagten, war ich sehr enttäuscht. Schaut nicht weg, sondern sagt auch was!

Viele  von uns lieben die österreichische Kultur. Helft uns dieses schönes Land zu lieben und die Kultur zu genießen. Hass hat noch nie gewonnen, er zerstört nur. Aber, Liebe gewinnt immer.

Ein Leben ohne Liebe ist eine Verschwendung. Mit Vorurteile und Beleidigungen kommen wir nicht weiter.

 

Furaha ya maisha ni upendo – das Glück des Lebens ist Liebe. (Ein Suaheli Sprichwort).

 

 

Bis bald,

eure Easter.

Autor: GLEICHAnders

Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann Ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil. Nelson Mandela

4 Kommentare zu „Für eine schwarze im Dirndl schaust du eh gut aus…..“

  1. Liebe Easter, du als Afrikanerin solltest wissen: Europa IST tief rassistisch eingefärbt. Der Kontinent deiner Eltern wurde von Europäern geschunden, und die Mentalität, die sich darin ausdrückte, wandelt sich erst sehr langsam. Araber sind ebenfalls Rassisten, eine „Herrenrasse“ auch sie, haben den Sklavenhandel betrieben, bis heute. Wenn du in Europa leben willst, finde ich das großartig, denn du hilfst dabei, den schändlichen Rassismus abzubauen. Aber du musst sehr stark sein. – Das einzige Land, das ich kenne, in dem Menschen jeder Farbe ganz normal miteinander leben, wo die Kinder bunt gemischt sind, ist Kuba. Alles Gute dir!

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    1. Hallo Gerda,
      ich bin froh eine glückliche Kindheit gehabt zu haben. Daher hat Hass in meinem Leben keinen Platz. Es beginnt mit mir und mit dir, was zu ändern. Einfach zu jammern, wie schrecklich alles ist, hilft nichts.
      Ich finde, wenn wir eine bessere Zukunft für unsere Kinder haben wollen, müssen wir jetzt anfangen. Es wird nicht leicht ich weiß.
      Afrika hat noch einen langen Weg. Aber, es tut sich was….

      Danke vielmals für deine super reflektierten Inputs, ich liebe es immer von dir zu lesen.

      Gute Nacht,
      Easter.

      Gefällt 1 Person

  2. Ich fühle wie du, wie traurig ist unsere Welt, wo keiner mehr sich vor den anderen hinstellt und ihn schützt. Die Menschen beleidigen einander, sie prügeln sich und ja…sie bringen einander um und keiner sieht hin. Jeder schaut nur für sich. Wir müssen die Angst verlieren und wieder aufstehen, jedesmal, wenn Unrecht geschieht! Danke, dass du mit dabei bist! Liebe Grüsse aus der Schweiz. brig

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    1. Hallo Brig,
      danke für deine Worte. Der Mensch wird mehr zum Egomane. Wir haben verlernt miteinander zu reden und auf anderen zu schauen.
      Es fängt mit mir und mit dir an. Jeder von uns sollte seinen Teil machen. Unseren Kindern müssen wir lehren mit ihren Herzen zu handeln und anderen zu respektieren. Und wenn einem ein Unrecht geschieht, dann nicht weg schauen, sondern mithelfen. Zusammen sind wir stark!

      LG, Easter.

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