Um wirklich glücklich zu sein, ist es notwendig dass du erkennst wer du ohne alles bist – Gangaji
Hallo – alle miteinander,
diese Woche im Zug von Wien hatte ich eine seltsame Begegnung. Ich stieg hinein und setzte mich gegenüber einen Herren. Er schaute mich an und sagte „na super, jetzt san´s überall“. Ich fragte ihn, ob er mit mir redet und er sagte „ja, mit wem denn sonst? Müsst ihr alle nach Österreich kommen?“ Ich habe es überlegt aufzustehen und mich woanders hinzusetzten, entschied mich doch anders. Wegrennen hat nie ein Problem gelöst. Ich wollte ihn verstehen und fragte ihn „wer sind denn ihr und was haben sie dir angetan“?
Der Herr meinte um richtig in einem fremden Land ankommen zu können, müssen die Ausländer ihre beschießene Kultur vergessen, um die neue Kultur voll aufzunehmen. Ja, er benutzte das Wort beschießen und vergessen. Er fragte mich, ob ich ab und zu mein Land vermisse, das Essen, meine Muttersprache. Ich sagte ihm sicher doch. Er meinte das ist ganz falsch, was mache ich denn hier, wenn ich meine Heimat vermisse!
In der U.S.A zum Beispiel, gibt es chinatown, little Italy usw. Die sind vor Jahren dorthin eingewandert und behielten ihre Kulturen, sind aber Amerikaner. Meine Kultur ist sehr tief in mir verwurzelt, sie zu vergessen, ist unmöglich. Am Ende habe ich gemerkt; es gibt Menschen, mit denen man nicht vernünftig unterhalten kann. Sie sind halt zurückgeblieben und verstehen es nicht, was für eine Bereicherung es ist zwei Kulturen zu lieben und zu respektieren.
Vor kurzem traf ich einen netten jungen Mann aus Syrien. Sagen wir er heißt Mahmoud. Mahmoud ist super gebildet, spricht fließend fünf Sprachen und findet keine Arbeit. Ist seit zwei Jahren in Österreich und spricht Deutsch viel besser, als ich damals nach zwei Jahren in Österreich war. Im Sommer hat er auf der Baustelle gearbeitet. Er sagte mir „Easter, in einem Monat muss ich eine Arbeit finden, sonst bekomme ich kein neues Visum. Aber das Problem; keiner gibt mir eine Chance, ich verstehe es nicht“.
Es gibt sehr viele Flüchtlinge, die gut gebildet sind und auch arbeiten wollen. Viele finden keine Stellen, wenn, dann Stellen, die keine Österreicher haben wollen. Die Angst ist zu groß, dass sie die Arbeit wegnehmen. Man liebt sie, wenn sie unten am Boden sind und man sie füttern muss, oder wenn sie die dreckige Arbeit machen. Sind sie gebildet, ist die Angst zu groß.
Es wird überall gehetzt. Ich finde es sehr schade, dass es auch von der österreichischen Seite wenig Mühe gibt, um die Ausländer besser kennenzulernen. Viele lassen es zu, dass die Angst besiegt, dass die Hetzer sie negativ beeinflussen und weigern sich diese Menschen näher kennenzulernen. Es geht sehr viel Wissen verloren meiner Meinung nach. Überall gibt es schlechte Menschen, alle in einen Topf hineinzuwerfen, finde ich dumm. Diese Angst sieht man im Moment überall, vor kurzem in Chemnitz war ein Beispiel, was die Angst mit Menschen machen kann.
Der junge Mann aus Syrien schaute mich mit glasigen Augen an und fragte mich „Easter, wie hältst du es aus, die Hetzerei, Fremdenfeindlichkeit, der tägliche Rassismus, macht es was mit dir? Jedoch hast du dein Lachen nicht verloren, deine Herzlichkeit und Fröhlichkeit, wie machst du es? Ich halte es nicht mehr aus. Ich habe Angst zurück zu gehen, ich habe nichts in Syrien“!
Ich sagte ihm, bleibe dir treue. Verbiege dich nicht und lebe das Leben, dass dich glücklich macht, nicht das was die anderen von dir erwarten. Sei offen für neues, respektiere die neue Kultur und ihre Werte, respektiere die Menschen in deiner neuen Heimat. Aber gib deine Kultur niemals auf, sie ist ein Teil von dir. Und ja, man kann zwei Kulturen lieben, sogar mehrere. Es ist, wie eine Mutter ihre Kinder liebt, egal wie viele sie hat, die Liebe bleibt gleich. Ich sagte ihm, sei stolz auf deine Herkunft, auf dich und auf alles, was du bis jetzt geschafft hast. Lache so oft du kannst, zwar vom Herzen. Lächle den Fremden an und schon sieht die Welt ganz anders aus. Mache Freundschaften von der österreichischen Seite, lerne sie kennen.
Ein Beispiel; Ich war vor kurzem auf einer Feier eingeladen. Viele Gäste waren Österreicher. Ich wurde wirklich fast überall ausgeschlossen. Ich muss sagen, ich rede, wie die Viktoria Wasserfälle und komme mit fast alle Menschen klar. Jedoch habe ich die Einsamkeit gespürt, als ob ich dort nicht gewünscht war. Es waren kleine Tische dort und ich versuchte mich hineinzuintegrieren. Jedes Mal, wenn ich zu einem Tisch ging, waren auf einmal alle leise und ein paar standen sogar auf und gingen. Irgendwie habe ich gestört. Später saß ich alleine am Tisch und schaute, ob sich einer traut mit mir zu reden, ein junges Mädchen kam zu mir und wir hatten eine wunderschöne Unterhaltung.
Meine liebe Freunde, Integration funktioniert nur zweiseitig. Beide Seiten müssen zueinander zubewegen. Sicher müssen sich die Ausländer anpassen, keine Frage! Aber auch die Aufnahmegesellschaft sollen auch toleranter und offener sein. Lasst uns hinein. Es tut nicht weh mit einem Fremden zu reden, von solchen Gesprächen gewinnt man meistens Freunde für das Leben. Traut euch mehr zu, redet mit uns.
Als ich im Sommer mit den Kindern in Italien und Frankreich war, habe ich am Strand beobachtet, wie Kinder unbeschwert miteinander reden. Manchmal haben sie keine gemeinsame Sprache gehabt. Trotzdem haben sie mit Händen und Füßen geredet und gespielt, sogar sich am nächsten Tag verabredet. Letztlich bin ich mit sechs Telefonnummern nach Hause gekommen. Wir sollten uns unbedingt melden, wenn wir wieder dort sind. Sie werden versuchen Englisch zu lernen.
Diese Nächstenliebe haben wir als Erwachsene verlernt. Wir haben es gelernt Menschen nach Hautfarbe, Religion, Figur usw, zu unterscheiden. Was gelernt werden kann, kann wieder verlernt werden. Seien wir doch ab und zu, wie Kinder und reden wir einfach mit fremden Menschen. Auch wenn wir uns nicht verstehen, haben wir doch Hände und Füße -:)
Bis Bald!
Eure Easter.
Sehr schön und richtig, es ist ein Genuss, dir zuzuhören
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Da kann ich nur zustimmen!
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Danke vielmals liebe Gerda.
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Wow das war gerade so schön, und gleichzeitig traurig zu lesen. Der Mann in der Bahn war total unreflektiert, ungebildet und mehr als nur rassistisch. Dass diese Fremdenfeindlichkeit immer größer wird, beunruhigt mich sehr. Ausländern wird keine Chance gegeben. Menschen flüchten von Krieg und landen hier in einem freuen Gefängnis, in dem sie nichts tun können…
Die größte Schuld gebe ich den Medien, die jedes negative Ereignis so aufbauschen und das Feindbild erstellen…
Danke für diesen einigen Beitrag!!!
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Da hast du Recht mit den Medien. Es wird auch sehr vieles falsch berichtet. Straftaten sind auch vor der Flüchtlingskrise begangen worden, nur nicht so groß geschrieben. Dann gibt es leider sehr viele Leute (so wie der im Zug), die alles glauben was sie lesen.
Es ist so traurig zuzusehen, wie der Hass sich verbreitet. Schuld gebe ich auch denjenigen, die sich entschieden haben nicht hinzusehen, die glauben „das geht mich nicht an, ich will mich da nicht einmischen“, diese Haltung ist falsch. Diese Haltung haben viele während des Weltkrieges gehabt: Bevor sie was tun können, war es zu spät. Ich hoffe, wir werden dieses Mal nicht warten bis es zu spät ist.
Dir schönen Abend noch!
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