Asiye funzwa na mamaye hufunzwa na ulimwengu – ein Suaheli Sprichwort; wird ein Kind von der Mutter nicht gelehrt, wird es die Welt tun.
Hallo – alle miteinander,
letzte Woche kam mein sechs jähriger Sohn nach Hause und hatte zehn Euro in seiner Schultasche. Ich fragte ihn woher er das Geld hat. Er sagte von seinem Freund Tobias(Name geändert), als Geschenk. Sehr komisch, dachte ich mir. Woher hat ein sechs jähriges Kind zehn Euro?! Ich rief sofort seine Mama an. Sie holte ihren Sohn ans Telefon, der sagte, er hat meinem Sohn kein Geld gegeben!
Seit wann lügt mein Sohn mich an?! Fragte ich mich.
Ich versuchte ruhig zu bleiben und fragte ihn noch einmal, woher er das Geld hat. Er sagte von einem anderen Tobias in der Nachmittagsbetreuung. Ich rief gleich die Nachmittagsbetreuung an und erfuhr, dass es dort keinen anderen Tobias gibt, außer seinem Freund! Ich fragte meinen Sohn zum dritten Mal ganz ruhig, woher er das Geld hat.
Er sagte, „Mama, das Geld habe ich von einem großeren Tobias bekommen, er geht schon ins Gymnasium und wir haben uns vor der Schule bei der Bushaltestelle getroffen“.
Ich sagte, „passt, morgen gehe ich gleich mit dir in die Schule und du zeigst mir diesen Tobias, denn ich will wissen, was du habe machen müssen, damit er dir zehn Euro gibt“.
Nach ein paar Minuten sagt er mir. „Mama, ich habe eigentlich das Geld gefunden.“
Ich fragte ihn „wo denn“?
Er sagte, „auf dem Weg in die Schule“.
Ich, fast beim explodieren, sagte „fein, dann zieh dich an und du zeigst mir die Stelle, wo du das Geld gefunden hast. Wir bringen es zu Gemeinde, damit der Besitzer es wieder findet“.
Auf einmal kamen die Tränen. „Mama, ich habe der Naomi(die Schwester) das Geld genommen. Wir haben gestritten, sie hat mich gehaut und ich wollte es ihr heimzahlen. Außerdem hat sie so vieeel Geld.“
Aha, Eifersucht spielte eine Rolle. Meine Tochter bekommt fünf Euro jedes Mal, wenn sie einen Einser bei der Schularbeit hat. Sie möchte ihr Geld sparen, damit sie sich im Herbst ein Handy kauft, wenn sie ins Gymnasium geht.
Mein Sohn sagte weiter, „außerdem bist du streng und ich hatte Angst, dass du mit mir schimpfst“!
Meine Wut war gleich weg und schon war ich beim reflektieren. Bin ich wirklich so streng, dass meine Kinder sich nicht trauen mit mir zu reden? Oder mir die Wahrheit zu sagen? Wie kann ich mich verbessern, dass sie in Zukunft lernen mit mir offen zu reden?
Meine Erfahrung nach fangen die Kinder mit fünf sechs Jahren zu lügen. Also, mein Sohn ist gerade in der Phase, wo er die Grenzen testet. Ich war sehr überrascht, dass er mich anlügt, nicht nur einmal, sondern mehrmals!
Was tue ich als Mutter, ihn als ein anständiger ehrlicher Mann großzuziehen? Dass er weiß Lügen haben Konsequenzen und stehlen ganz gefährlich ist? Ich nahm ihn in den Arm und wir haben zuerst sehr lange gekuschelt. Er liebt Körperkontakt seit er ein Kind war, Umarmungen liebt er am meisten.
Später haben wir sehr schön miteinander geredet und ich hoffte, er hatte seine Lektion gelernt. Er versprach mir nicht wieder von seiner Schwester, oder von jemandem anderen ohne die Erlaubnis Sachen zu nehmen. Umso mehr war ich überrascht, als er ein paar Tage später ein Beyblade(Spielzeug) von der Nachmittagsbetreuung nach Hause mitnahm.
Die Schwester merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Er kam nach Hause und versteckte sich sofort in seinem Zimmer. Als die Schwester in sein Zimmer ging, merkte sie, dass er mit einem neuen Spielzeug spielte. Die Schwester sagte mir, dass ein Freund von ihrem Bruder in der Nachmittagsbetreuung geweint hat, weil er sein Spielzeug nicht gefunden hat! Die zwei Buben gehen sogar in die selbe Klasse! In dem gleichen Moment schrieb mir die Mama von dem Freund, ob vielleicht mein Sohn aus Versehen die Beyblade mitgenommen hat. Ich sagte ihr „nein, er hat nicht aus Versehen mitgenommen, sondern gestohlen!“ Die Mama war sehr verständnisvoll.
Am nächsten Tag nahm ich meinen Sohn mit in die Schule, er musste sich bei seinem Freund vor der Lehrerin entschuldigen. Ich nahm ihn zur Nachmittagsbetreuung, dort entschuldigte er sich auch. Die Betreuerin sagte mir, sie hatte ihn sogar, bevor er nach Hause ging, gefragt, ob er das Spielzeug gesehen hat. Er sagte nein! Ich erkannte mein Kind nicht mehr! Ich sagte ihm das nächste Mal wird er sich vor der ganzen Klasse entschuldigen. Keiner würde mit ihm spielen wollen, wenn er ihre Spielzeuge stiehlt. Es war keine Einschüchterung, sondern die Wahrheit. Manchmal müssen wir unseren Kindern einfach die Wahrheit sagen.
Als mein Bruder einmal eine Lehrerin vor der ganzen Klasse bloß stellte, nahm ihn meine Mutter mit und er musste sich bei der Lehrerin vor der ganzen Schule entschuldigen. Er war sehr gescheit und forderte die Lehrerin ständig heraus. Aber, sie vor der Klasse bloßstellen, war inakzeptabel und meine Mutter hatte genug. Er lernte seine Lektion und ist bis heute ein anständiger Mann.
Kinder fordern uns ständig heraus und es ist unsere Aufgabe sie zu begleiten. Ihre Bedürfnisse zu erkennen und rechtzeitig zu handeln. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder mit mir jeder Zeit reden können. Aber, sie müssen wissen, ich bin zuerst ihre Mutter, dann die Freundin. In meiner Welt ist Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen ganz normal. In meinem Chaos hat Perfektion keinen Platz 🙂 .
Mein Sohn darf dieses Spielzeug bekommen, aber er muss dafür arbeiten. Jede Woche bekommt er einen Euro. Jeden Tag sammelt er Punkte und schreibt sie auf; sei es Müll runter tragen, Geschirrspüler ausräumen, Wäsche aufhängen, Tisch aufdecken und abdecken. Kinder müssen lernen, dass harte Arbeit sich lohnt und von nichts kommt nichts. Meine Tochter wünscht sich auch ein Tagebuch, sie muss es genauso mit Fleiß verdienen. Sonst wollen sie mehr und mehr ohne zu wissen, woher das Geld kommt, werden egoistischer und fangen an zum stehlen, wenn sie nichts mehr bekommen.
Kinder lügen ab und zu. Manchmal wollen sie Aufmerksamkeit, oder angeben. Manchmal wollen sie wissen, wie weit sie gehen dürfen. Es ist eine Phase, die die Eltern sofort besprechen müssen, sonst wird es zu einer Gewohnheit. Aber, stehlen geht gar nicht, da gibt es für mich kein Argument.
Die Welt da draußen ist brutal, sie werden ständig kritisiert, beurteilt und verbessert. Haben sie genug Selbstbewusstsein, können sie bestens mit Kritik und Verbesserungsvorschläge umgehen. Wenn er jetzt schon stiehlt und lügt und wird nicht gleich verbessert, landet er sicher früher oder später ins Jugendgefängnis. Nicht mein Kind, da hat er Pech mit mir!
Natürlich sind wir ihre Vorbilder. Je ehrlicher wir sind, desto ehrlicher werden auch unsere Kinder. Ihnen den Raum zu geben mit uns offen und ehrlich reden zu können, zuzuhören ohne Unterbrechung, sie ernst nehmen, ruhig zu bleiben(ist bei mir verdammt schwierig), und sie mit Liebe zu kritisieren und zu verbessern. Wenn wir sie jetzt nicht verbessern, wird es die Welt tun und sie ist nicht zum Spaßen.
Mögen wir Kraft haben unsere Kinder bedingungslos zu lieben und zu begleiten.
Bis bald!
Eure Easter.
Hallo Easter,
ich glaube wenn ich jemals Kinder haben sollte, muss ich einen Lehrgang bei dir buchen! Ich finde deine Erziehungsansichten wirklich aussergewoehnlich gut.
Liebe Gruesse,
Luisa
LikeGefällt 1 Person
Hallo Luisa,
danke für deinen netten Komentar. „Die größte Liebe einer Frau, bringt sie selbst zur Welt.“ Es ist verdammt schwierig Mutter zu sein, gleichzeitig auch sehr schön und man bekommt so viel zurück.
Ich versuche mein Bestes. Manchmal bin ich auch sehr verfweifelt und frustriert, da ich sehr weit weg von meiner Familie bin und manchmal mich sehr alleine fühle. Aber dann merke ich, wie gesegnet ich bin. Ich habe zwei wunderbare Kinder, die gesund sind.
Liebe Grüße,
Easter.
LikeGefällt 3 Personen
Hallo Easter, du machst es genau richtig. Lieber etwas strenger als dass dir die Kinder auf der Nase herum tanzen.
Ich war auch eine strenge Mama. Heute ist mein jüngster 21, der Mittlere 24 und die älteste 26. Wer alleinerziehend ist, weiß das vieles nicht geht. Vor allem erst Recht nicht geht.
Mein mittlerer Sohn kam einmal auf mich zu und sagte: Du warst zwar streng, aber aus heutiger Sicht hattest du alles richtig gemacht. So etwas freut eine Mutter sehr. Ich wünsche deinem Sohn diese Einsicht. Wenn nicht heute, dann eines Tages 😊 LG Ulrike
LikeGefällt 1 Person
Hallo Ulrike,
das freut mich zu hören.
Mein Papa starb auch sehr früh, meine Mutter hat nie wieder geheiratet und zog uns ganz alleine auf. Sie war sehr streng, aber auch sehr liebevoll. Ich sag´s ihr auch sehr oft, wie toll sie war und immer noch ist. Sie ist mein Vorbild.
Als alleinerziehend sehnt man sich manchmal nach Kontakt mit dem Kindesvater – einfach mit ihm über die Kinder zu reden, vor allem, wenn es Probleme gibt. Aber, wenn die Eltern noch nicht so weit sind, müssen halt die Freunde und Familie einspringen. Ich bin froh gute Freunde zu haben, mit denen ich reden kann, wenn es mir zuviel wird.
Ich wünsche dir eine schöne Woche.
LG, Easter.
LikeGefällt 2 Personen
Danke Easter! Auch dir eine schöne Woche 💝
LikeGefällt 1 Person