Hallo – alle miteinander,
am Montag kam mein Sohn von der Schule nach Hause und sagte mir „Mama, der Ben(Name geändert) hat mich Neger genannt und ich mag es nicht, ich heiße Joel!“. Mein Sohn ist in der ersten Klasse, der Ben in der vierten Klasse. Ich suche das Gespräch bei seinem Vater auf und wollte mit ihm die Situation abklären, ohne die Schulleitung zu involvieren. Leider ohne Erfolg. Ich bin unendlich traurig, dass es zu keiner Einigung gekommen ist. Er sieht es einfach nicht ein, dass sein Sohn meinen Sohn verletzt hat und weigert sich mit seinem Sohn zu reden. Nach hin und her schreiben, habe ich aufgegeben und musste die Schulleitung einschalten.
Neger ist ein Schimpfwort. Punkt.
Jeder Mensch hat einen Namen. Ist es so schwierig andere Menschen zu respektieren?
Vielleicht mag es sein, dass ältere Menschen es nicht böse meinen. Ich jedoch habe bis jetzt keine Geschichten gefunden, wo das Wort positiv besetzt ist. In fast allen früheren Geschichten ist der Neger der Bösewicht. Neger war/ist immer negativ besetzt. Seien wir einfach ehrlich miteinander. Ich bin schon ein paar Mal als Negerin beschimpft worden und es war NIE lieb gemeint.
In Kenia nennen wir einen Weißen „mzungu“, das Wort heißt „der Reisende“, denn die Weißen sind damals weit gereist, um uns zu kolonialisieren. Wir haben keine Schimpfwörter für Weißen, wieso denn auch? Wörter wie Neger, Bimbo, Schlitzauge, Tschuschen usw habe ich hier kennengelernt. Ich finde es sehr traurig, dass hier Menschen es nötig haben, anderen mit Schimpfwörtern zu benennen.
Die junge Generation sollte es einfach besser wissen und ihren Kindern beibringen toleranter zu sein. Aber, wie es scheint, wird Rassismus uns noch sehr lange begleiten. Was mich manchmal ärgert, sind es die Weißen, die den Schwarzen klarmachen wollen, wie sie sich zu benehmen haben, damit sie akzeptiert werden. Oder die die glauben, alles besser zu wissen und den Schwarzen erklären wollen, dass das Wort Neger eh lieb gemeint ist. Bitte hör auf mit dem Schwachsinn. Viele von euch haben noch nie Rassismus erlebt und wissen nicht, was es heißt aufgrund deiner Hautfarbe ständig erniedrigt zu werden.
Meine Kinder bestärke ich jeden Tag, um mit solchen Menschen umgehen zu lernen, denn es gibt leider viele davon. Ich glaube, ich werde sie auch bei Karate anmelden. Sicher ist sicher. Es laufen viele Idioten herum und Selbstverteidigung schadet nicht. Meine Tochter ist in der selben Klasse, wie der Bub. Bei ihr hat er gleich am Anfang gemerkt, dass sie sich nicht alles gefallen lässt und ließ sie in Ruhe. Meine Tochter strahlt Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit aus.
Mein Sohn ist noch klein und unsicher, hat erst mit der Schule begonnen. Ich pumpe ihn jeden Tag mit Selbstbewusstsein auf. Es hat schon bei meiner Tochter funktioniert, bei meinem Sohn wird es auch funktionieren. Da mache ich mir keine Sorge. Es ist auch gut, dass sie jetzt schon mit Rassismus konfrontiert sind. Lieber früher als später. Jetzt kann ich sie noch bestärken und begleiten. Sie werden auch dadurch stärker.
Gestern habe ich mit meinem Sohn gesprochen und er meinte „Mama, der Ben ist nur neidisch, ich kann besser Fußball und schneller laufen, als er. Und ich bin ein schöner Bub 🙂 . Ich hoffe er meint es auch wirklich so und versucht nicht seine Unsicherheit zu verbergen, damit die Mama sich nicht aufregt.
Rassismus hat viel mit Neid und Eifersucht zu tun. Seit ich es herausgefunden habe, tun mir die Rassisten nur leid. Es verletzt mich nicht, sondern macht mich nur traurig, wie dumm Menschen sein können. Aber, wenn Kinder andere Kinder rassistisch beleidigen, haben sie meistens das Verhalten von zu Hause. Mein Sohn ist nicht der erste, der er beleidigt. Bei uns in der Ortschaft wohnt auch eine ganz netter Familie aus Serbien(glaube ich). Ihre Kinder beschimpft er dauernd als „scheiß Tschuschen“. Aber, für seinen Vater sind die anderen immer schuld.
Viele Menschen, die anderen aufgrund ihre Hautfarbe, Religion, Herkunft, Geschlecht usw rassistisch beleidigen, haben sehr geringes Selbstbewusstsein. Sie machen die anderen klein, damit sie sich größer fühlen. Sie glauben die anderen sind besser, als sie. Irgendwas haben die anderen, was sie nicht haben, aber gerne hätten. Meine Tochter weiß es Gott sei Dank und genießt die beiden Kulturen in vollen Zügen. Sie ist stolz auf sich und ihre Wurzeln.
Rassismus können wir nur ausrotten, wenn wir mit unseren Kindern anfangen. Viele Kinder haben davon keine Ahnung. Sie bekommen von der Familie und von Freunden viel mit. Haben aber keine Ahnung, was diese Wörter bedeuten und dass diese Wörter verletzen und massive Schäden anrichten können.
Froh bin ich darüber, dass wir eine super Direktorin haben, die mich unterstützt und sogar angeboten hat das Thema Rassismus im Unterricht zu integrieren. Ich bin Feuer und Flame. Ich freue mich sehr und wird sicher mithelfen! Mein Kopf arbeitet schon, wie ich den Kindern beibringen werde, dass Rassismus in unserer Gesellschaft nichts verloren hat. Kinder können in der Gesellschaft viel bewirken. Sie können die Eltern zum Reflektieren und Umdenken bringen – da bin ich mir sicher. Wir dürfen Rassismus nicht verharmlosen. Wir wissen es besser und können die Geschichte ändern. Wo ist der beste Platz anzufangen, als bei unseren Kindern in den Schulen?
Ich habe einen Traum; mögen wir irgendwann miteinander freundlich umgehen, andere Menschen respektieren und einfach die Vielfalt genießen. Mögen wir unseren Kindern beibringen toleranter und respektvoller miteinander zu sein. Sie sind die Zukunft. Man kann nur voneinander lernen.
Bis bald!
Eure Easter.