„woher kommst du denn ursprünglich?“

Hallo – alle miteinander,

es ist schon lange nicht mehr passiert, aber heute hat es mich voll erwischt. Beim spazieren gehen bin ich rassistisch beleidigt worden. Ich gehe sehr gerne spazieren, so kann ich mich entspannen. Die frische Luft hilft mir beim Nachdenken. Sehr oft gehe ich auch alleine ohne die Kinder und es ist erfrischend.

Heute bin ich ein Stück auf der Straße gegangen, da es plötzlich geregnet hat und ich hatte kein gutes Schuhwerk. Ich war sicher nicht mehr als fünf Minuten auf der Straße, dann habe ich gleich den Gehweg genommen.

Ich bin ganz am Rand gegangen und auf einmal kam mir ein gelbes Auto entgegen, weil der junge Mann sehr schnell gefahren ist, bin ich auf der Wiese stehengeblieben, damit er vorbei fahren kann. Er fuhr vorbei und hupte ganz laut. Ich dachte mir nichts dabei  „so sind die Jugendliche halt, sollen die halt ihren Spaß haben“ dachte ich mir.

Nach ungefähr drei Minuten hörte ich wieder ein lautes Hupen von hinten. Dieses Mal waren sie zu zweit und fuhren ganz langsam hinter mich. Das Fenster haben sie offen gehabt. Als sie bei mir vorbei fuhren schreien die ganz laut „fuck you, Neger!“. Na bumm! Ich war erschrocken und überrascht. Denn sehr oft vergesse ich, dass ich schwarz bin – die Hautfarbe ist mir einfach egal. Ich dachte, ich bin am Land sicher.

Ich hätte mich sehr gerne mit ihnen unterhalten, einfach um zu wissen, wie sie denken. Woher sie kommen. Wie ihre Kindheit war. Ich will wissen, was sie mit ihrem Verhalten erreichen wollen, indem sie die anderen Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe beleidigen.

Bekommen sie so wenig Aufmerksamkeit zu Hause, dass sie die Aufmerksamkeit woanders suchen? Ich wollte wissen, wie sie sich nachher fühlen. Ich will sie verstehen. Woher kommt der Hass? Ist es vielleicht der Neid, dass ich besser sein könnte als sie? Ich habe irgendwo gelesen, dass Rassisten eine sehr niedrige Bildungsniveau haben. Mittlerweile bin ich mir nicht ganz sicher.

Ich merke, seit dem Flüchtlingsstrom ist die Fremdenfeindlichkeit in Österreich gestiegen. Egal, wie wir uns anpassen, werden die Ausländer mit sichtbarem Migrationshintergrund nie als Österreicherinnen angenommen werden. Wir werden immer gefragt „woher kommst du denn ursprünglich?“.

Mir ist es einfach wichtig, dass meine Kinder gestärkt sind, sodass sie mit dem Rassismus umgehen können. Um sie mache ich mir Sorgen. Daher ist es meine Aufgabe, sie zu bestärken. Ich werde nicht immer da sein, sie zu beschützen, irgendwann müssen sie in die Welt hinaus. Wenn diese Zeit kommt, möchte ich, dass sie gestärkt und gesund hinaus gehen.  Sie dürfen sich nicht alles gefallen lassen. Ich pumpe sie mit Selbstbewusstsein, bis sie ganz voll damit ist. Denn Rassismus ist da und die Augen zu schließen und zu tun, ob der nicht existiert, ist falsch. Unsere Kinder müssen vorbereitet werden.

Ich fühle mich heute nicht beleidigt, ich empfinde auch keine Wut, oder Hass, denn ich weiß es hat nichts mit mir zu tun. Die zwei Jugendliche taten mir einfach leid. Jedes Mal danke ich meiner Mutter für ihre gute Erziehung und meinen Brüdern für die gesunde und glückliche Kindheit. Ich bin sehr tief verwurzelt und von meiner Familie bekam ich mehr als genug Selbstbewusstsein, dass mich fast nichts aus der Fassung bringt. Hassen habe ich nicht gelernt und es ist verdammt schwierig in meinem Alter Hassen zu lernen. Will ich auch nicht.

Ich bin auch froh für meine nette österreichische Freunde. Ich weiß, es gibt schlechte Menschen überall, das hat nichts mit Österreich zu tun. Gott sei Dank gibt es auch sehr viele nette Menschen. Ich werde mich nicht verstecken, nur weil es ein paar dumme Feiglinge da draußen herum laufen. Ich werde raus gehen und meinen Kopf in die Höhe strecken wie eine Kobra. Sie sollen sich schämen und sich verstecken.

An meine liebe österreichische Freunde; fangen wir jetzt schon an mit unseren Kindern über Rassismus zu reden. Sagen wir ihnen, wie er verletzen kann. Geben wir ihnen gute Werte mit, erziehen wir sie zu selbstbewussten und freundlichen Menschen, die anderen respektieren. Sie sind die Zukunft. Was ein Kind in seiner Kindheit lernt, verlernt er als Erwachsener nicht. Rassismus betrifft nicht nur Ausländer, sondern uns allen.

An die Ausländer mit sichtbarem Migrationshintergrund; pumpt eure Kinder mit Selbstbewusstsein, bis sie sich davon nicht mehr retten können 😉 . Fang früher an, mit denen offen über Rassismus zu reden, es ist nie zu spät. Beantworte alle ihre Fragen diesbezüglich. Erzähl ihnen über deine Erfahrungen und wie du damit umgegangen bist. Sei da für sie und sag denen, die sind genug so, wie sie sind. Denn sie sind nirgendwo sicher, egal ob am Land, oder in der Stadt.

Ein Mensch mit genug Selbstbewusstsein hat es nicht nötig anderen zu beleidigen, damit er sich gut fühlt. Rassismus ist niemals zu entschuldigen und darf niemals akzeptiert werden.

„Train up a child in the way he should go, and when he is old he will not depart from it.“

Bis bald!

Eure Easter.

Autor: GLEICHAnders

Niemand wird geboren, um einen anderen Menschen zu hassen. Menschen müssen zu hassen lernen und wenn sie zu hassen lernen können, dann kann Ihnen auch gelehrt werden zu lieben, denn Liebe empfindet das menschliche Herz viel natürlicher als ihr Gegenteil. Nelson Mandela

9 Kommentare zu „„woher kommst du denn ursprünglich?““

  1. Hallo Easter,
    es ist erschreckend, was du aus Europa berichtest. Ich bin jetzt schon zwei Jahre weg, ist es in dieser Zeit deiner Meinung nach bedeutend schlimmer geworden?
    Hier in Kanada sind wir alle irgendwie Auslaender bis auf die Ureinwohner natuerlich. Viele Leute wuerden fuer deutsche und oesterreichische Augen exotisch aussehen, werden aber nicht weiter nach ihrer Herkunft gefragt ausser man kennt sich besser und unterhaelt sich generell uber die Vorfahren. Zum Beispiel habe ich erst herausgefunden, dass meine Schwiegermutter schwarz ist, als ich sie kennengelernt habe. 🙂
    Ich hoffe, dass die Situation in Europa bald besser wird… Allerdings faellt mir gerade nicht ein, wie das gehen sollte. :/

    Viele Gruesse,
    Luisa

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    1. Hallo Luisa,
      ja, es ist viel schlimmer geworden. Irgendwie sind wir alle Ausländer auf dieser Welt. Ich weiß es nicht, was mit den anderen los ist, die glauben, die sind was besseres und genießen es anderen zu beleidigen.
      Es gibt momentan sehr viel Hetzerei und die Politiker sind nicht ganz unschuldig. Die Medien nutzt die Situation aus und hetzt ohne Ende, dass die Einheimischen ganz ein anderes Bild von den Ausländern haben. Die die schon integriert sind, leiden sehr viel darunter.
      Die Geschichte mit deiner Schwiegermutter ist voll lustig. Ich vergesse auch sehr oft, dass ich schwarz bin 😉 …

      LG, Easter.

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  2. Liebe Easter,
    Wieder ein sehr wichtiger Eintrag von dir!! Diese Frage höre ich auch immer wieder in bin ständig genervt. Mit dieser Aussage wird man nämlich wieder nur auf das Äußere reduziert. Natürlich meinen sie es nicht böse, aber die Frage allein spaltet uns untereinander wieder auf. Muss eine andere Farbe als weiß automatisch auch eine andere Herkunft bedeuten? Seit der Flüchtlingspolitik fühle ich auch zunehmende Abneigung und das macht mir natürlich Angst.

    Ich hoffe, dass du mit diesen wunderbaren Beiträgen viele Menschen zum nachdenken anregst!

    Liebe Grüße,
    Mia

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    1. Hallo Mias,
      ich habe eine Freundin, die als Kind in eine österreichische Familie adoptiert wurde. Ihre Eltern sind aus Kenia. Man sieht es ihr an, wie agressiv und hasserfüllt sie geworden ist. Sie ist als Kind schon im Kindergarten aufgrund ihrer Hautfarbe beleidigt und erniedrigt worden. Sie will sich immer verteidigen und glaubt alle sind gegen sie. Das Problem, sie hat keine Wurzeln. Sie kann nicht zurück nach Kenia, das ist für sie eine fremde Welt. Und in Österreich ist sie nicht willkommen. Sie tut mir sehr leid.
      Ihr Aggressivität zeigt was Rassismus mit uns machen kann – und das dürfen wir nicht erlauben. Niemals!
      Die Frage nehme ich mittlerweile mit Humor, sonst wurde ich mich fast jeden Tag nur ärgern 😉

      LG, Easter.

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      1. Das verstehe ich sehr gut! Viele fühlen sich identitätslos, weil sie sich keiner Nation zugehörig fühlen und von beiden nicht ganz akzeptiert werden. Das ist ein sehr trauriges Thema und ich verstehe, wenn daraus Wut entsteht!
        Aber das müsste man nicht, wenn man nicht immer dieses Gefühl bekommt!
        Liebe Grüße!

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  3. Hallo,
    sehr bedauerlich, dass diese Dinge nun sogar wieder zunehmen. Ich denke, von unserer Region hier gesprochen, dass diese Sachen nie weniger geworden sind. Die Politik gab sich nur Mühe dies zu kaschieren. Man sieht aber seit einigen Jahren auch hier in Bayern, wie einfach man durch sog. „arbeitsmarktpolitische Maßnahmen“ bestimmte Bevölkerungsschichten gegen Fremde, Andersdenkende, anders Aussehende aufbringen konnte und kann. Während sich PolitikerInnen – bis auf die der einschlägig „rechten“ Parteien – bewußt weltoffen geben (Anm.: damit auch den eigenen Nachwuchs weltweit positiv darstellen), treibt man allen anderen Leuten die Angst in die Knochen. Der damit erzeugte Ärger entlädt sich dann gegenüber jeder Person nicht zum nächsten Bekannten- oder Verwandtenkreis, zur Vereinsgemeinschaft etc. gehört. Beste Grüße

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    1. Ganz genau! Ich finde, die Medien ist auch nicht ganz unschuldig in dieser Sache. Es wird überall gehetzt und provoziert. Schlechte Nachrichten werden auf der ersten Seite groß geschrieben und weiter gehetzt. Der einfache Mensch glaubt alles, was er liest, bekommt Angst und hetzt weiter.
      Ach, es ist frustrierend! Ausländer, die super toll integriert sind, leiden sehr darunter, sie werden in den gleichen Topf mit den anderen geworfen. Glaub mir, es gibt sehr viele Ausländer, die sich angepasst haben, hier gerne leben und weiterhin hier friedlich leben wollen. Von denen redet kein Mensch!

      LG, Easter.

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  4. Hallo Easter,
    ich glaube, dass viele Kinder/Jugendliche heutzutage an sich schon nicht mehr die allgemeinen Umgangsformen, das Miteinander sehen und lernen. Wenn man sich untereinander noch nicht einmal grüßt, dann ist vielleicht schon damit dieser Hass auf alles, was nicht direkt in der eigenen Suppenschüssel passiert, diese Angst vor allem, was nicht genauso ist, wie man selbst und die Unfähigkeit, Empathie mit was und wem auch immer zu empfinden, zu erklären. Du machst das genau richtig: Stärke deine Kinder! Der Wille, sich anderen mitzuteilen und miteinander zu reden, anstatt sich einfach mal blöd und unreflektiert gegenseitig niederzumachen, das ist der Spirit! Ich wünsche dir weiterhin Stärke und hoffe, dass du nicht an zu viele „Holzköpfe“ gerätst.

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    1. Es ist echt schade, wie die Jugendliche heutzutage Mangel an Benehmen haben!
      Ich fahre fast jeden Tag mit dem Zug nach Wien, da erlebe ich einiges im Zug. Wie sie reden! Oder einfach da sitzen, jeder auf das Handy fixiert und reden fast nicht mehr miteinander. Wenn sie reden, dann ist es zum Fremdschämen. Einmal erzählte ein Mädchen ganz laut und voller stolz, wie ihre „verfickte Mutter herumzickt, wenn sie zu spät nach Hause kommt! Ich meine, ich war auch in der Pubertät, aber so über meine Mutter zu reden, hätte mir nicht einmal im Traum eingefallen!
      Ab und zu gebe ich Englisch Nachhilfe, ihnen fehlt die Motivation und Respekt gegenüber anderen Mitmenschen.
      Ich weiß es nicht, was wir Eltern falsch machen? Haben wir zu wenig Zeit für unsere Kinder? Ich merke, wie viele Eltern einfach der Schule die Erzieung überlassen. Wenn die Kinder zu Hause sind, sitzen sie vorm Computers, oder spielen am Handy, die Eltern wollen ihre Ruhe haben und glotzen selbst die ganze Zeit am Handy. Wehe haben die Kinder schlechte Noten, dann werden die Lehrer voll beschimpft – und das vor dem Kind! Wie sollen sie die Lehrer respektieren?
      Gott sei Dank, habe ich nette Menschen in Österreich kennen gelernt, die mein Leben bereichern. Österreicher, die jegliche Art von Rassismus scharf verurteilen, die geben mir die Kraft weiter zu machen, denn Rassismus betrifft uns allen, nicht nur die Ausländer und zusammen schaffen wir alles – mit Liebe.

      LG, Easter.

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